Mit leerem Tank, müden Knochen und vor allem mit zwei Niederlagen am Stück hat sich der italienische Meister Juventus am vergangenen Samstag von der Serie A verabschiedet. Dabei steht die wichtigste Aufgabe erst noch bevor: Olympique Lyon muss bezwungen werden.
Ein 0:1 muss gedreht werden: Die Spieler von Juventus haben im Rückspiel des CL-Achtelfinals Olympique Lyon vor der Brust. imago images
Wer kann sich noch an den 26. Februar 2020 erinnern? Sicherlich nicht mehr viele. Jener Mittwoch ist inzwischen lange her, viele Monate voller Corona-Meldungen, Serie-A-Zwangspause und dem Gewinn der neunten Meisterschaft in Folge sind seither allein in Turin vergangen. Doch eben hier ist dieser 26. Februar noch präsent - unter Juve-Spielern, Juventini und Juve-Bossen.
Denn damals verlor die Alte Dame das Hinspiel im Champions-League-Achtelfinale bei Olympique Lyon nach einem Treffer vom inzwischen für Hertha BSC auflaufenden Lucas Tousart mit 0:1. Ein Rückschlag, der bis heute anhält - und die Pläne des Rekordmeisters, mit einem breiten wie qualitativ hochwertigen Kader eigentlich wieder bis ins Finale vorzustoßen, gefährdet. Und ein Rückschlag, der den Zigarettenstummel von Trainer Maurizio Sarri leiden ließ.
Folgende Worte richtete der 61-Jährige damals ans Team, das in seinen Augen schlicht seine Anweisungen nicht begreift: "Gestern beim Training wurde der Ball zweimal so schnell laufen gelassen wie heute. Das ist das Gegenteil von dem, was passieren sollte. In letzter Zeit machen wir immer wieder das Gegenteil vom Training. Und das verstehe ich nicht. Doch ich kriege die Spieler nicht dazu, zu verstehen, wie wichtig es ist, den Ball zügig laufen zu lassen. Denn obwohl es besser war im zweiten Durchgang, für ein Champions-League-Match ist das eindeutig nicht gut genug."
"Batterien neu aufladen"
Sicher ist, dass ein Ausscheiden beim Rückspiel im heimischen Stadion am Freitag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) den eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden würde - mehr als "nur" der insgesamt 36. Scudetto wird schließlich erwartet. Speziell auch von Sarri, dem ältesten Meistertrainer der Serie-A-Geschichte mit 61 Jahren und 198 Tagen.
Der ehemalige Napoli-Coach, der im Vorjahr mit Chelsea die Europa League gewann, geht das um Monate verspätete Rückspiel gegen OL allerdings deswegen voller Konzentration an. "Wir müssen unsere mentalen und körperlichen Batterien schnell neu aufladen, speziell weil wir es zuletzt haben schleifen lassen", sagte er "Sky Sport Italia". "Nach dem Sieg gegen Lazio (2:1 am 34. Spieltag) haben wir es schleifen lassen, wir haben uns zu sicher gefühlt, dass der Job damit erledigt sei. Danach den Fokus wieder einzustellen, ist bekanntermaßen schwierig."
"Ein wenig Furcht tut uns bestimmt gut"
Meisterschaft eingetütet - und nun die Champions League vor Augen: Juve-Trainer Maurizio Sarri. imago images
Das haben die Beobachter auch festgestellt: 1:2 in Udine, 2:0 gegen Sampdoria, 0:2 in Cagliari, 1:3 gegen die Roma - drei Niederlagen aus den letzten vier Spielen und am Ende der Spielzeit nur noch einen entscheidenden Punkt vor Vizemeister Inter Mailand. Das geht besser, das können die Bianconeri besser und eine Steigerung erwarten auch die Juve-Bosse.
Doch Sarri hat den Schlüssel parat - und hofft obendrein, dass zuletzt angeschlagene, müde Akteure wie Paulo Dybala (laut Sarri neben Cristiano Ronaldo der Schlüssel zur erneuten Meisterschaft) oder darüber hinaus noch länger an den Adduktoren verletzte Douglas Costa wieder zur Verfügung stehen. "Ein wenig Furcht tut uns bestimmt gut", meinte der Trainer zuletzt. "Wir brauchen wieder das Gefühl, dass wir ein echtes Spiel vor uns haben - mit echten Konsequenzen. Das haben wir jetzt vor der Brust. Deswegen habe ich keine Zweifel, dass wir wieder eine komplett andere Einstellung sehen werden als in den letzten Partien."
Und: "Wir brauchen eine überzeugende Vorstellung, auch weil sich Lyon entwickelt hat und viel sicherer geworden ist mit einer Dreierreihe hinten. Sie lassen wenig Raum und verfügen über Schnelligkeit beim Konterspiel. Außerdem dürfen wir uns nicht aus der Ruhe bringen lassen aufgrund des Hinspiels."
CR7-Zukunft
Hoffnungsträger neben dem vielleicht rechtzeitig fit werdenden Dybala ist natürlich in erster Linie Cristiano Ronaldo (31 Serie-A-Tore). Der 35-jährige Portugiese ist seit zwei Jahren in Turin, hat zweimal den Scudetto gewonnen - ist aber 2018 eigentlich auch gekommen, um die Alte Dame endlich wieder zum Gewinn der Champions League zu führen. Wohl auch deswegen hat sich der Star beim Saisonfinale gegen die Roma (1:3) trotz der zugegeben kleinen Chance, noch Ciro Immobile (35 Treffer) einzuholen, zu einer freiwilligen Pause entschieden.
Darüber hinaus stellte er zuletzt selbst klar, dass an Gerüchten, er könne Juve nach dieser Saison verlassen (der Boulevard hatte eine Rückkehr zu Real Madrid und einen Wechsel zu PSG ins Spiel gebracht), nichts dran sei. "Ich freue mich, die letzten beiden der neun Titel in Folge in der Serie A für Juventus gewonnen zu haben! Es scheint einfach, ist es aber nicht! Jahr für Jahr kann man aber mit Talent, Engagement und harter Arbeit die gesetzten Ziele erreichen und besser sein als zuvor! Jetzt gehe ich den dritten an", so CR7 bei Instagram in Richtung Scudetto Nr. 3.
Lesen Sie auch: Über 3000 Tage oben: Warum Juventus Turin die Serie A immer noch dominiert
August 07, 2020 at 01:00AM
https://ift.tt/3fCpRsK
"Furcht tut uns gut" - und volle Batterien: Sarri kennt den Juve-Schlüssel für Lyon - kicker
https://ift.tt/2ZzJMSY
Schlüssel
No comments:
Post a Comment